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Ist der Konsum von Soja-Produkten problematisch?




In den letzten Jahren ist im Netz alles möglich zum Thema #Soja aufgetaucht. Auf der einen Seite gibt es die kritischen Gegner, die Soja als pflanzliches Östrogen ansehen und auf der anderen Seite die aggressiven Verfechter der Bohne, die ihre Sojamilch und Tofuwurst vor den unmoralischen Carnivoren schützen wollen. Wer hat nun Recht?


Ein schwarz-weiß Denken führt uns nur selten ans Ziel und entspricht auch nur selten der Wahrheit. Das gleiche gilt auch für die Wirkung von Soja auf den menschlichen Organismus. Soja ist reich an Isoflavonen. Diese zählen zu den #Phytoöstrogenen und werden daher häufig in ihrer möglichen Wirkung auf den menschlichen Organismus verteufelt. Studien an Ratten in Bezug auf die Wirkung von Isoflavonen lassen sich kaum verwenden, da diese Soja-Isoflavone anders verstoffwechseln als der Mensch.


Die wichtigsten #Isoflavone in Soja sind Genistein (50 %), Daidzein (40 %) und Glycitein (10 %) im Proteinanteil. Isoflavone ähneln in ihrer Struktur dem weiblichen Sexualhormon Östrogen. Sie sind aber keine „pflanzlichen Östrogene“, da sie selektiv fast ausschließlich am zellschützenden Östrogenrezeptor­ Beta (ER­Beta, estrogen receptor) binden, die Bindungsaffinität zum ER­Alpha ist gering und beträgt nur etwa 4%. Die Bindung an den ERAlpha führt zu einer stärkeren Produktion von Estrogen, was für Männer und Frauen nachteilig sein kann.


Ein Grund für die unterschiedlichen Studienergebnisse, die zur Zeit vorliegen, ist die individuell unterschiedliche Verstoffwechselung der Isoflavone. Personen, die die unterschiedlichen Isoflavone besser verstoffwechseln können, werden von der gesundheitlich-fördernden Wirkung von Soja auch eher profitieren als Personen, die die Isoflavone nicht verstoffwechseln können. Eine schlechte Verstoffwechselung führt eher zu einer Bindung an den Estrogenrezeptor Alpha. Asiaten können zum Beispiel das Daidzein zu etwa 50% verstoffwechseln, während Europäer es nur mit einer etwa 20-30%-Wahrscheinlichkeit schaffen. Dies bedeutet nicht, dass eine mangelnde Verstoffwechselung automatisch zu einer ausschließlichen Bindung an den ER Alpha führt, es bedeutet nur, dass die Bindung verstärkt wird, da sich die Affinität zum Rezeptor erhöht.


Auch die Verarbeitung der Sojabohne kann relevant sein, was jedoch bisher kaum untersucht worden ist. Zum Beispiel zeigt Sojaöl eine stark negative Wirkung auf das Nervensystem und kann die Neurodegeneration begünstigen. Dies kann daran liegen, dass Sojaöl raffiniert wird, da die Sojabohne nicht zum Kaltpressen geeignet ist. Wahrscheinlich kann daher auch die Art der Verarbeitung eine starke Auswirkung auf den Menschen haben. Der negative Effekt des Sojaöls auf den menschlichen Körper kann nicht den Isoflavonen zugesprochen werden, da Sojaöl keine Isoflavone beinhaltet. Es wäre also falsch zu glauben, Isoflavoen würden sich negativ auf das Nervensystem auswirken.


Häufig wird der Konsum von Soja auch mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht. Auf Grund der Tatsache, dass die Isoflavone wie oben bereits angemerkt eher am ERBeta andocken, kann nicht von einem erhöhten Brustkrebsrisiko ausgegangen werden. Im Gegenteil, da diverse asiatische Studien aufzeigen, dass durch die Zufuhr von Isoflavonen das Brustkrebsrisiko reduziert werden kann. Dies gilt jedoch nur für einen frühen Konsum in jungen Jahren, da der Konsum von Soja als Erwachsener nicht zu einem veränderten Brustkrebsrisiko führt. Der Konsum von Isoflavonen scheint daher das Brustkrebsrisiko in keine bestimmte Richtung zu verändern. Man spricht hierbei auch von der Early-Intake-Hypothese.


Bisher gibt es keine eindeutigen Untersuchungen, die aufzeigen, dass der Konsum von Soja zu einer Reduktion von Testosteron führen würde. Einige Untersuchungen können sogar aufzeigen, dass sich zum Beispiel das Prostatarisiko durch die Bindung an ERBeta reduzieren lässt, da dadurch die Apoptose induziert wird, was zu einer Hemmung des Krebszellwachstums führt. In Einzelfällen kann es natürlich durch die Bindung an den ERAlpha zu einer Reduktion von Testosteron kommen. Wahrscheinlich ist dies ohnehin nur bei Männern der Fall, die bereits einen geringen T-Wert haben und eher einen hohen Estrogenwert aufweisen. Eindeutige Belege gibt es dafür jedoch nicht. Dennoch würde ich persönlich empfehlen in diesem Fall auf den Konsum von Soja zu verzichten. Für alle anderen Männern wird der Konsum von Sojaprodukten eher unproblematisch sein. Hier empfehle ich eher unverarbeitete Lebensmittel auf Sojabasis, die zwar einen höheren Anteil an Isoflavonen aufweisen, jedoch weniger industrielle Verarbeitungsschritte vollzogen haben.


Die wichtigsten Quellen für Sojaisoflavone sind Sojabohnen, Soja-Proteinisolat, Tofu, Sojamilch und fermentierte Produkte wie Miso, Natto und Tempeh. Der Isoflavongehalt schwankt dabei je nach Herkunft und Verarbeitung. Als Snack für Zwischendurch empfehle ich zum Beispiel Edamame, was ich persönlich gerne abends konsumiere. Edamame ist eine eigene Sojasorte und besitzt einen relativ geringen Anteil an Isoflavonen. Dabei handelt es sich um gekochte unreife Sojabohnen, die direkt aus der Hülse gegessen werden.


Quellen:


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Ideno Y, Hayashi K, Nakajima-Shimada J et al. (2018) Optimal cut-off value for equol-producing status in women: The Japan Nurses’ Health Study urinary isofla- vone concentration survey. PLoS ONE 13: e0201318


Izumi T, Piskula MK, Osawa S et al. (2000) Soy isoflavone aglycones are absorbed faster and in higher amounts than their glucosides in humans. J Nutr 130: 1695–1699


Messina M (2016) Impact of soy foods on the development of breast cancer and the prognosis of breast cancer patients. Forsch Komplementmend 23: 75–80


Coward L, Smith M, Kirk M et al. (1998) Chemical modification of isoflavones in soy- foods during cooking and processing. Am J Clin Nutr 68(6 Suppl): 1486S–1491S


Yan L, Spitznagel EL (2005) Meta-analy- sis of soy food and risk of prostate cancer in men. Int J Cancer 117: 667–669


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