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Wieso Brain Fog bei Long COVID mehr ist als nur Konzentrationsprobleme

Viele Menschen, die nach einer Infektion unter Brain Fog, Konzentrationsproblemen oder ständiger geistiger Erschöpfung leiden, suchen die Ursache in Hormonen, Ernährung oder Stress.Doch kaum jemand denkt an die wahre Schaltzentrale zwischen Körper und Gehirn – die Blut-Hirn-Schranke.


Sie entscheidet, was ins Gehirn hinein darf – und was nicht.Wenn sie jedoch durch Entzündung, Stress oder eine Virusinfektion wie COVID-19 geschädigt wird, verliert das Gehirn seinen Schutz.Toxine, Zytokine und Stoffwechselabfälle können ungehindert eindringen – und damit beginnt eine Kettenreaktion aus Neuroinflammation, Energieverlust und kognitivem Abbau.


In diesem Artikel zeige ich dir, warum Long COVID so häufig mit einer gestörten Blut-Hirn-Schranke einhergeht, welche Prozesse dabei im Körper ablaufen – und wie sich diese Barriere gezielt wiederherstellen und stabilisieren lässt, um das Gehirn vor weiterem Schaden zu schützen.


1. Was ist die Blut-Hirn-Schranke (BHS)?

Die Blut-Hirn-Schranke (BHS) – englisch Blood-Brain Barrier (BBB) – ist eine der wichtigsten Schutzbarrieren des menschlichen Körpers.Sie trennt den Blutkreislauf vom empfindlichen Gehirngewebe und sorgt dafür, dass nur ausgewählte Nährstoffe, Elektrolyte und Botenstoffe ins Gehirn gelangen, während potenziell schädliche Moleküle – wie Toxine, Schwermetalle, Krankheitserreger oder Immunzellen – draußen bleiben.

Die BHS besteht aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Zelltypen und Strukturen:

  • Endothelzellen: bilden die innere Wand der Blutgefäße und sind über Tight Junctions fest miteinander verbunden.

  • Perizyten: ummanteln die Endothelzellen und regulieren den Stoffaustausch.

  • Astrozyten-Endfüße: bilden die äußere Begrenzung und versorgen die Gefäße mit Nährstoffen und Signalen.

  • Basalmembran: eine dünne, aber stabile Proteinschicht, die die Struktur zusammenhält.

Gemeinsam sorgen sie dafür, dass das Gehirn in einer Art „biologischer Sicherheitszone“ arbeitet – chemisch stabil, entzündungsarm und frei von Fremdstoffen.Wenn diese Barriere intakt ist, kann das Gehirn präzise steuern, welche Substanzen es aufnimmt und welche draußen bleiben müssen.

Doch genau dieses fein abgestimmte System kann unter bestimmten Bedingungen – etwa bei Infektionen, chronischer Entzündung, Stress oder Long COVID – durchlässig („leaky“) werden.Dann verliert das Gehirn seinen Schutzschild, und eine Kaskade pathophysiologischer Prozesse nimmt ihren Lauf.


2. Auswirkungen von Long COVID auf die Blut-Hirn-Schranke

Seit Beginn der Pandemie habe ich in meiner Arbeit mit Long-COVID-Patient:innen immer wieder ein klares Muster beobachtet: Brain Fog, Reizempfindlichkeit, Konzentrationsprobleme und ein Gefühl der „Entfremdung vom eigenen Körper“ treten häufig gemeinsam auf – und sie lassen sich erstaunlich gut erklären, wenn man die Blut-Hirn-Schranke (BHS) in den Fokus rückt.

Was zeigen die Studien?

Mehrere aktuelle Untersuchungen – darunter Arbeiten von Eaton et al. (2024), Phetsouphanh et al. (2023) und Constant et al. (2023) – belegen, dass Long COVID zu strukturellen und funktionellen Veränderungen der BHS führt.Bildgebende Verfahren wie das DCE-MRT zeigen, dass bei vielen Long-COVID-Patient:innen die Durchlässigkeit der BHS deutlich erhöht ist, vor allem in Bereichen wie dem Frontallappen, Temporallappen und Hirnstamm – also genau dort, wo kognitive Verarbeitung, Aufmerksamkeit und vegetative Steuerung stattfinden.

Parallel dazu lassen sich im Blut erhöhte Werte bestimmter Marker nachweisen:


  • S100β und GFAP – Zeichen für astrozytäre Schädigung,

  • MMP-9 – ein Enzym, das Tight Junctions zerstört,

  • vWF, ICAM-1, VCAM-1 – Hinweise auf endotheliale Aktivierung,

  • sowie TGF-β, das eng mit strukturellen Veränderungen des Gehirns korreliert.


Diese Marker zeigen: Das Problem ist nicht im Gehirn entstanden, sondern an der Schnittstelle zwischen Blut und Gehirn – also im neurovaskulären System.


Was passiert dabei genau?

SARS-CoV-2 kann das Endothel direkt und indirekt schädigen. Das Virus – oder auch nur das Spike-Protein – bindet an Rezeptoren wie ACE2 und CD147 auf den Gefäßzellen.Dadurch entstehen kleine Entzündungsherde, die:

  1. die Tight Junctions zwischen den Endothelzellen auflösen,

  2. die Gefäßwand durchlässig machen,

  3. Leukozyten und Entzündungsbotenstoffe ins Gehirn einströmen lassen,

  4. und dort Mikroglia aktivieren – die Immunzellen des Gehirns.

Das Resultat ist ein entzündliches, energetisch überlastetes Milieu:Neuronen leiden unter oxidativem Stress, Mitochondrien verlieren ihre Funktion, und die zelluläre Energieproduktion bricht ein.Das erklärt, warum viele Betroffene von einer „mentalen Erschöpfung“ berichten, die nichts mit Müdigkeit im klassischen Sinn zu tun hat – sondern mit Energieverlust auf zellulärer Ebene.


Meine therapeutische Beobachtung

Ich sehe diese Mechanismen in der Praxis täglich bestätigt:Viele meiner Patient:innen mit Long COVID oder Post-Virus-Fatigue zeigen genau dieses Muster – kognitive Verlangsamung, Reizüberempfindlichkeit, Unruhe, Brain Fog und vegetative Dysregulation.

Besonders auffällig:Wenn man die Endothelfunktion und Mikrozirkulation verbessert, also an der Wurzel ansetzt, beginnt der Nebel im Kopf sich langsam zu lichten.Das geschieht nicht über Nacht, aber ich sehe regelmäßig, dass gezielte Maßnahmen auf den Gefäßstoffwechsel, die Mitochondrien und die neuroinflammatorische Achse zu deutlichen Verbesserungen führen – auch bei Patient:innen, die zuvor monatelang keinerlei Fortschritte gemacht hatten.


Warum das gefährlich werden kann

Eine gestörte BHS bedeutet nicht nur, dass das Gehirn entzündet ist – sondern auch, dass seine Schutzfunktion verloren geht.Dadurch können sich:

  • Toxine, Schwermetalle oder endogene Abbauprodukte ansammeln,

  • Autoimmunreaktionen gegen Nervengewebe entwickeln,

  • und langfristig neurodegenerative Prozesse (z. B. Alzheimer-ähnliche Veränderungen) beschleunigen.

Mit anderen Worten:Wenn die Blut-Hirn-Schranke einmal „undicht“ ist, öffnet sich ein Tor, das viele andere Probleme erst ermöglicht.Ich nenne das gern den „Pandora-Effekt von Long COVID“ – weil diese Barriereverletzung wie eine Büchse der Pandora wirkt: Sie setzt eine Kette biologischer Prozesse frei, die weit über die akute Virusinfektion hinausreichen.


3. Warum die Blut-Hirn-Schranke wiederhergestellt werden sollte

Ich sage es in meinen Coachings und Vorträgen immer wieder: Das Gehirn heilt nicht in einem entzündlichen, dysregulierten Milieu.Und genau das passiert, wenn die Blut-Hirn-Schranke (BHS) geschädigt ist.

Viele meiner Long-COVID-Patient:innen kommen mit Symptomen wie Brain Fog, Erschöpfung, Schlafproblemen oder Reizüberempfindlichkeit, ohne zu ahnen, dass all diese Beschwerden auf einer gestörten Barrierefunktion beruhen. Doch das wirklich Gefährliche ist: Diese Prozesse laufen schleichend ab.


Kleine Risse – große Folgen

Ich beobachte in meiner Arbeit seit Jahren, dass kleine Probleme im neurovaskulären System, die anfangs kaum Symptome machen, mit der Zeit massive Auswirkungen haben können.Zuerst sind es nur leichte Konzentrationsprobleme oder eine gewisse mentale Müdigkeit – dann kommen Schlafstörungen, Reizüberflutung, emotionale Labilität und irgendwann kognitive Einbußen dazu.

Was am Anfang noch „nur“ ein energetisches Defizit oder eine leichte Dysbalance war, kann sich über die Jahre zu einer chronischen Neuroinflammation entwickeln – und damit zur Grundlage zahlreicher Erkrankungen:


  • neurodegenerative Prozesse (z. B. Alzheimer-ähnliche Veränderungen),

  • Angst- und Panikstörungen,

  • chronische Fatigue und Burnout,

  • hormonelle Dysregulation,

  • oder eine schleichende Verschlechterung der Mitochondrienfunktion.


Wenn Resilienz verloren geht

Ich sehe immer wieder, dass Menschen ihre Resilienz verlieren, weil das System dauerhaft überfordert ist.Eine geschwächte Blut-Hirn-Schranke bedeutet:


  • mehr oxidativer Stress,

  • mehr Entzündung,

  • mehr Toxinbelastung,

  • und weniger zelluläre Energie.

Wenn dann noch schlechte Ernährung, hoher Stress, wenig Schlaf und Bewegungsmangel dazukommen, beschleunigt sich dieser Abbauprozess – nicht nur körperlich, sondern auch neurokognitiv.Viele merken das erst, wenn der Körper „nicht mehr funktioniert wie früher“: Der Fokus lässt nach, die emotionale Belastbarkeit sinkt, Reize werden schwerer toleriert, und das Gefühl von innerer Stabilität geht verloren.

Doch die Wahrheit ist:Diese Prozesse beginnen lange, bevor jemand merkt, dass etwas nicht stimmt.Deshalb ist es so wichtig, rechtzeitig anzusetzen, bevor der Körper in einen chronischen Zustand der Überforderung kippt.


Der Schlüssel: Prävention und gezielte Regeneration

Die Wiederherstellung der Blut-Hirn-Schranke ist nicht nur ein Weg, um aktuelle Beschwerden zu lindern –sie ist eine präventive Maßnahme gegen zukünftige Schädigung.

Denn wer die Barriere repariert, schützt gleichzeitig:


  • seine Mitochondrien vor weiterer Dysfunktion,

  • seine Neuronen vor toxischen Einflüssen,

  • und seine mentale Leistungsfähigkeit vor vorzeitigem Abbau.

Ich betrachte die Integrität der BHS daher als zentralen Baustein für langfristige Gehirngesundheit.Wenn man hier ansetzt, entsteht eine Art „Dominoeffekt in die richtige Richtung“ – Entzündung, Stress und Energieverlust nehmen ab, während Klarheit, Fokus und Resilienz zurückkehren.


Im nächsten Kapitel zeige ich dir die konkreten Schritte zur Wiederherstellung der Blut-Hirn-Schranke – basierend auf aktuellen Studien und meiner praktischen Erfahrung mit Long-COVID-, Fatigue- und Neuroinflammations-Patient:innen.


Schritt 1: Die Endothelfunktion regenerieren

Ein zentraler Schritt zur Wiederherstellung der Blut-Hirn-Schranke ist die Regeneration des Endothels, also der inneren Gefäßauskleidung. Das Endothel steuert, wie weit sich Blutgefäße öffnen, wie gut die Mikrozirkulation funktioniert und wie durchlässig die Gefäßwand ist. Bei Long COVID ist es häufig geschädigt oder chronisch aktiviert – man spricht von einer Endothel-Dysfunktion.


Ein wichtiges Anzeichen dafür ist ein Mangel an Stickstoffmonoxid (NO). NO wirkt wie ein körpereigenes Gefäßschutz-Molekül: Es erweitert die Gefäße, verbessert die Sauerstoffversorgung, wirkt entzündungshemmend und schützt die Barrierefunktion der Blut-Hirn-Schranke. Wenn die NO-Produktion sinkt, verschlechtert sich die Durchblutung – besonders im Gehirn – und Symptome wie Brain Fog, Reizempfindlichkeit oder anhaltende geistige Erschöpfung nehmen zu.


Wer wissen möchte, wie es um seine NO-Produktion steht, kann das mit einfachen Teststreifen überprüfen, die den Nitrat-/Nitritgehalt im Speichel anzeigen. Niedrige Werte deuten meist auf eine eingeschränkte Endothelfunktion hin.


CO₂-Toleranz – der unterschätzte Schlüssel

Die Fähigkeit, CO₂ zu tolerieren, ist einer der wichtigsten Faktoren für eine stabile NO-Produktion. CO₂ wirkt als natürlicher Stimulus für die Aktivität der endothelialen NO-Synthase (eNOS). Je besser der Körper mit ansteigendem CO₂ umgehen kann, desto stärker wird NO freigesetzt – und desto besser sind Durchblutung, Perfusion und Sauerstoffversorgung des Gehirns.

Deshalb arbeite ich mit meinen Kunden gezielt an Atemübungen mit sanften Atempausen (Breath Holds). Durch diese Technik lässt sich die CO₂-Toleranz innerhalb weniger Wochen deutlich steigern – oft verdoppelt sich die Luftanhaltezeit bereits nach drei bis vier Wochen regelmäßigem Training. Diese Anpassung hat messbare Effekte:


  • Erhöhte NO-Produktion → bessere Gefäßelastizität und Durchblutung

  • Verbesserte Perfusion und Oxygenierung des Gehirns → klareres Denken, weniger Fatigue

  • Stabilisierung der Blut-Hirn-Schranke → Reduktion neuroinflammatorischer Prozesse


Breath Holds sind damit weit mehr als eine Atemtechnik – sie sind ein direkter Reiz für die Gefäßgesundheit und ein einfaches, aber sehr wirksames Werkzeug, um die Regeneration des Gehirns zu unterstützen.


Blutzuckermanagement – unterschätzter Einflussfaktor

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Stabilität des Blutzuckerspiegels. Schwankender Blutzucker fördert oxidativen Stress und verschlechtert die Endothelfunktion. Viele Menschen verlassen sich auf den morgendlichen Nüchternblutzucker beim Arzt – doch dieser Wert sagt über den tatsächlichen Alltag kaum etwas aus.

Wirklich aussagekräftig ist nur eine kontinuierliche Blutzuckermessung (CGM), die zeigt, wie der Körper auf Mahlzeiten, Bewegung und Stress reagiert. Ich arbeite bei fast allen meinen Kunden mit einem CGM-Sensor, um genau diese Muster sichtbar zu machen. Ziel ist es, große Blutzuckerschwankungen zu vermeiden und ein stabiles Glukoseprofil zu erreichen – denn je konstanter der Blutzucker, desto weniger Entzündungsstress und desto besser die Durchblutung des Gehirns.

Hilfreich sind dabei einfache Gewohnheiten wie:


  • Mahlzeiten mit ausreichend Protein und gesunden Fetten, um den Blutzuckeranstieg abzuflachen

  • Ballaststoffreiche Kost, die die Aufnahme von Glukose verzögert

  • Kurze Spaziergänge nach dem Essen, die den Zuckerabbau fördern

  • Regelmäßige Hydrierung, um die Blutzirkulation zu unterstützen


Bewegung, Kälte und Mikronährstoffe

Das Endothel liebt moderate Bewegung. Durch langsame, rhythmische Aktivität – etwa zügiges Gehen oder Radfahren bei niedriger Herzfrequenz – entstehen Scherkräfte, die die NO-Produktion anregen und die Gefäße elastisch halten. Es geht nicht um harte Belastung, sondern um Regelmäßigkeit und Qualität der Bewegung.

Auch Kälte kann helfen, die Entzündung zu bremsen und die Gefäßreaktivität zu trainieren. Kurze kalte Duschen oder lokale Kälteanwendungen (z. B. kaltes Wasser über die Hände oder den Nacken laufen lassen) wirken entzündungshemmend, verbessern die Regulation des Gefäßtonus und trainieren den Parasympathikus.

Unterstützend können auch bestimmte Nährstoffe und Pflanzenstoffe eingesetzt werden, die die Endothelfunktion fördern: L-Arginin oder L-Citrullin als NO-Vorstufen, Omega-3-Fettsäuren zur Entzündungsmodulation, Polyphenole wie Resveratrol, Luteolin, Rutin oder EGCG zur Gefäßstabilisierung sowie Magnesium, Vitamin D3 und Vitamin K2 für die Gefäßelastizität. Die Dosierungen sind individuell, doch der Grundgedanke bleibt: Das Endothel braucht antioxidativen Schutz, stabile Mikronährstoffverfügbarkeit und möglichst wenig Stoffwechselstress.



Schritt 2: Die Tight Junctions stabilisieren

Wenn man die Blut-Hirn-Schranke (BHS) wirklich wieder aufbauen möchte, muss man verstehen, dass sie nicht isoliert funktioniert. Sie steht in enger Wechselwirkung mit dem Darm – und genau dort liegt häufig der Ursprung vieler neuroinflammatorischer Prozesse.

Ein „Leaky Gut“, also eine durchlässige Darmschleimhaut, verstärkt immer auch ein „Leaky Brain“. Wenn die Barriere im Darm löchrig wird, gelangen vermehrt Endotoxine, Bakterienfragmente und Entzündungsmediatoren ins Blut. Diese Stoffe reizen das Endothel, aktivieren Immunzellen und tragen dazu bei, dass auch die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger wird. Deshalb sollte in jedem therapeutischen Ansatz zur Regeneration der BHS der Darm unbedingt mitbehandelt werden. Ohne eine stabile Darmbarriere bleibt das Gehirn dauerhaft in einem entzündlichen Umfeld.


Warum die Tight Junctions entscheidend sind

Die Tight Junctions sind die mikroskopisch kleinen Proteinverbindungen (Claudin-5, Occludin, ZO-1 u. a.), die die Gefäßzellen im Gehirn wie ein festes Siegel verbinden. Sie bestimmen, was in das Gehirn hinein- und was draußen bleibt. Bei Long COVID, chronischem Stress und systemischer Entzündung werden diese Verbindungen geschwächt – häufig durch Zytokine, oxidativen Stress und Enzyme wie MMP-9, die die Tight-Junction-Proteine abbauen.

Auch erhöhte Cortisol- oder TGF-β-Spiegel sowie eine gestörte Mitochondrienfunktion beeinträchtigen die Stabilität dieser Zellverbindungen. Wenn die Tight Junctions aufbrechen, können Toxine, Zytokine und Immunzellen ungehindert ins Gehirn gelangen – die Folge ist eine anhaltende Neuroinflammation, die sich in Brain Fog, Reizempfindlichkeit, kognitiver Überforderung oder emotionaler Labilität zeigt.


Wie man die Tight Junctions schützt

Ziel ist es, die Gefäßwände zu beruhigen, Entzündung zu senken und die zelluläre Integrität wiederherzustellen. Dabei helfen mehrere Strategien:


  1. Antioxidative und polyphenolreiche Ernährung:


    Eine pflanzenbetonte Ernährung mit vielen sekundären Pflanzenstoffen schützt die Gefäßstrukturen und hemmt MMP-9. Besonders hilfreich sind Luteolin, Quercetin, EGCG aus grünem Tee und Resveratrol, die allesamt die Tight-Junction-Proteine stabilisieren.

  2. Gezielte entzündungshemmende Pflanzenstoffe:


    Curcumin ist einer der effektivsten natürlichen Entzündungshemmer – allerdings nur, wenn es in einer gut verfügbaren Form vorliegt. Curcumin aus der Nahrung oder herkömmlichen Kapseln wird kaum resorbiert. Deshalb empfehle ich, auf CurQfen zu setzen, eine spezielle Form, die die Bioverfügbarkeit um ein Vielfaches erhöht und dadurch auch wirklich im zentralen Nervensystem ankommt.

  3. Natürliche Nrf2-Aktivierung:


    Für die Aktivierung des antioxidativen Nrf2-Systems eignen sich Brokkolisprossen hervorragend. Bereits eine Tasse pro Woche liefert ausreichend Sulforaphan-Vorstufen, um die körpereigene Entgiftung und Zellschutzmechanismen zu aktivieren – ganz ohne Supplement.

  4. Mikronährstoff- und Vitaminversorgung:


    Eine ausreichende Versorgung mit Magnesium, Zink, Vitamin K2 und vor allem Vitamin D3 ist entscheidend für die Barriereintegrität. Vitamin D sollte insbesondere in den Monaten Oktober bis März supplementiert werden, da die körpereigene Synthese in dieser Zeit deutlich abnimmt.

  5. Gesunder Schlafrhythmus und circadiane Stabilität:


    Die Regeneration der Blut-Hirn-Schranke findet vor allem im Tiefschlaf statt. Schlafmangel, spätes Blaulicht und unregelmäßige Schlafenszeiten hemmen die nächtliche Reparatur der Tight Junctions. Auch Melatonin wirkt hier unterstützend, da es antioxidativ und entzündungshemmend wirkt.

  6. Stressachse analysieren und regulieren:


    Chronischer Stress ist einer der stärksten BBB-Schädiger. Um die Belastung objektiv zu erfassen, messe ich bei meinen Kunden nicht nur Cortisol, sondern auch Adrenalin und Noradrenalin. Das Verhältnis dieser Katecholamine gibt Aufschluss über die Funktion der Stressachse und des autonomen Nervensystems (ANS). So lässt sich erkennen, ob jemand in einem chronisch sympathikotonen Zustand steckt, der die Gefäße permanent unter Spannung hält. Die gezielte Regulation – über Atemtraining, vagale Techniken und gezielte Regenerationsphasen – ist dann ein Schlüsselfaktor zur Beruhigung der Barriere.


Meine Erfahrung aus der Praxis

Ich sehe immer wieder, dass die Kombination aus Darm-Reparatur, antiinflammatorischer Ernährung, CurQfen, Brokkolisprossen und Stressachsen-Regulation eine spürbare Wende bringt. Sobald sich die Entzündungsaktivität normalisiert, berichten viele, dass sich der Kopf „klarer“ anfühlt, die emotionale Belastbarkeit steigt und das Nervensystem insgesamt ruhiger wird.

Das zeigt: Die Tight Junctions sind mehr als nur eine Zellstruktur – sie sind das Tor zur mentalen Stabilität und zur Heilung des Gehirns. Erst wenn diese mikroskopischen Verbindungen wieder geschlossen sind, kann das Nervensystem zur Ruhe kommen und die eigentliche Regeneration beginnen.


Schritt 3: MMP-9 und TGF-β modulieren – die molekularen Saboteure der Blut-Hirn-Schranke

Wenn man versteht, warum die Blut-Hirn-Schranke bei Long COVID und chronischer Entzündung instabil wird, stößt man sehr schnell auf zwei entscheidende Regulatoren: MMP-9 (Matrix-Metalloproteinase 9) und TGF-β (Transforming Growth Factor β).

Diese beiden Moleküle wirken wie molekulare Saboteure an der Barriere: MMP-9 baut die Struktur der Tight Junctions ab, während TGF-β die Gefäßwand ummodelliert, was langfristig zu einer höheren Permeabilität führt. In der Akutphase einer Infektion sind beide Mechanismen zunächst hilfreich, um Immunzellen in das Gewebe zu lassen. Bleiben sie jedoch chronisch aktiv, kommt es zu einer dauerhaften Schädigung der Barriere.


Was passiert bei einer Überaktivität von MMP-9 und TGF-β?

MMP-9 wird in Endothelzellen, Perizyten und Astrozyten produziert und durch Entzündungsbotenstoffe (v. a. IL-6, TNF-α und IL-1β) aktiviert. Dieses Enzym löst Tight-Junction-Proteine wie Claudin-5, Occludin und ZO-1 aus ihrer Struktur, wodurch sich mikroskopisch kleine Spalten zwischen den Gefäßzellen öffnen.Das Resultat: Die Barriere wird undicht, neurotoxische Substanzen können in das Gehirn eindringen, und Mikroglia reagieren mit Entzündung und oxidativem Stress.

TGF-β ist dagegen ein Wachstumsfaktor, der den Gefäßumbau steuert. In chronisch aktivem Zustand führt er zu einer Verdickung der Basalmembran, erhöhter Fibrosierung und einer Fehlsteuerung der Endothelreparatur. Studien zeigen, dass erhöhte TGF-β-Spiegel direkt mit einer veränderten Hirnstruktur bei Long-COVID-Patienten korrelieren – besonders im Frontallappen und im Hirnstamm, also dort, wo viele autonome und kognitive Prozesse gesteuert werden.


Wie man MMP-9 und TGF-β regulieren kann

Ziel ist es, die überaktive Entzündungskaskade zu beruhigen und die Enzymaktivität auf ein physiologisches Maß zu bringen – nicht zu blockieren, sondern zu regulieren.


1. Entzündung an der Wurzel reduzierenJede proinflammatorische Aktivierung – sei es durch Infektion, Darmdysbiose oder oxidativen Stress – feuert MMP-9 an. Deshalb ist es wichtig, bereits in den ersten Wochen mit entzündungsmodulierenden Pflanzenstoffen zu arbeiten. Besonders hilfreich sind hier:


  • Luteolin, Rutin und EGCG, die nachweislich MMP-9 hemmen und die Barriere stabilisieren.

  • Boswellia-Extrakt (AKBA), das sowohl MMP-9 als auch TGF-β dämpft und in Studien eine Verbesserung der vaskulären Integrität zeigt.

  • CurQfen, also bioverfügbares Curcumin, das gleich auf mehreren Ebenen wirkt: Hemmung von NF-κB, Reduktion von TGF-β-Signalwegen und Schutz der Tight Junctions.


2. Antioxidativer ZellschutzOxidativer Stress aktiviert MMP-9 direkt. Daher ist der Aufbau einer starken antioxidativen Kapazität entscheidend: Brokkolisprossen (Sulforaphan-Quelle), grüne Gemüse, Beeren, hochwertige Pflanzenöle und ausreichend Magnesium und Zink bilden hier die Basis. Diese Nährstoffe schützen das Endothel vor ROS-Schäden und hemmen die enzymatische Überreaktion.


3. Stabiler Blutzucker und EnergiehaushaltWie schon im ersten Schritt beschrieben, fördert eine instabile Glukosekurve die Bildung von freien Radikalen, was wiederum MMP-9 triggert. Ein stabiler Blutzucker beruhigt dagegen die Gefäßwand, senkt TGF-β und verbessert die Reparaturprozesse des Endothels.


4. Bewegung in der richtigen DosisModerate, rhythmische Bewegung – ohne Überlastung – senkt systemische Entzündungsmarker und normalisiert die MMP-9-Aktivität. In meiner Arbeit mit Long-COVID- und Fatigue-Patienten gilt: lieber täglich sanft bewegen als selten intensiv. Das Ziel ist eine kontrollierte Scherbelastung, die NO und eNOS aktiviert, aber keine Stressreaktion auslöst.


5. Kälte und parasympathische AktivierungKurzzeitige Kälte-Reize (etwa kaltes Abduschen oder Hand-Eintauchen in kaltes Wasser) senken nachweislich proinflammatorische Zytokine und helfen, TGF-β herunterzuregeln. Gleichzeitig wird der Vagusnerv stimuliert, was den Parasympathikus aktiviert – ein natürlicher Gegenspieler von Entzündung und Gefäßstress.


Analyse und Individualisierung

Um zu erkennen, ob MMP-9 und TGF-β bei einem Patienten tatsächlich überaktiv sind, lohnt es sich, Labordaten differenziert zu betrachten. Ich messe bei vielen meiner Klienten nicht nur Entzündungsmarker wie CRP oder IL-6, sondern setze die Werte in Beziehung zu Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin.Dieses Verhältnis zeigt, wie stark die Stressachse und das autonome Nervensystem auf chronische Reize reagieren – und ob die Aktivierung der MMP-9/TGF-β-Achse eher sympathikoton (Stress) oder inflammatorisch bedingt ist. So lässt sich gezielter steuern, ob man mehr über Ernährung, Nährstoffe oder Nervensystemregulation eingreifen sollte.


Meine Erfahrung aus der Praxis

Ich sehe regelmäßig, dass sich mit der Normalisierung dieser beiden Schlüsselfaktoren – MMP-9 und TGF-β – die mentale Stabilität und Energie deutlich verbessern. Der Kopf wird klarer, Reizempfindlichkeiten nehmen ab, und auch Schlaf und Regeneration stabilisieren sich.

Diese biochemischen Prozesse sind oft der „missing link“, wenn Patienten trotz gesunder Ernährung, Bewegung und Mikronährstoffen kaum Fortschritte machen. Erst wenn MMP-9 und TGF-β herunterreguliert sind, kann die Blut-Hirn-Schranke sich wieder aufbauen.


Schritt 4: Mitochondrien stärken und oxidativen Stress reduzieren

Einer der entscheidendsten Faktoren bei Long COVID, Fatigue und neuroinflammatorischen Syndromen ist die Störung der mitochondrialen Funktion. Mitochondrien sind nicht nur die „Kraftwerke“ der Zellen, sondern auch zentrale Regulatoren der Gefäßgesundheit, Entzündungsprozesse und Barriereintegrität. Besonders im Endothel der Blut-Hirn-Schranke ist ihre Funktion kritisch: Wenn die Mitochondrien dort geschwächt sind, bricht die Energieversorgung ein, die Stickstoffmonoxid-Produktion sinkt und oxidativer Stress nimmt zu. Das Resultat ist eine geschwächte, durchlässige Barriere – also eine direkte Ursache für „Leaky Brain“.


Was bei einer Mitochondriopathie passiert

Bei Long COVID und chronischem Entzündungsstress geraten die Mitochondrien in einen Zustand aus Energiearmut und oxidativer Überlastung. Die Atmungskette produziert zu wenig ATP und gleichzeitig zu viele freie Radikale (ROS). Diese reaktiven Moleküle schädigen Membranen, Proteine und DNA – auch in den Endothelzellen der BHS.

Zudem hemmen Zytokine und Stickstoffstress Enzyme wie die Cytochrom-c-Oxidase in der Atmungskette, wodurch die Sauerstoffverwertung ineffizient wird. Das Gehirn ist dann nicht nur entzündet, sondern energetisch unterversorgt. Typische Symptome sind Brain Fog, mentale Erschöpfung, Muskelschwäche, Schwindel oder das Gefühl, „aus dem Akku zu leben, der nie mehr ganz voll wird“.


Der richtige Rhythmus: Mitophagie und Biogenese kombinieren

Viele machen den Fehler, sich nur auf Mitochondrienaufbau (Biogenese) zu konzentrieren – also auf Nährstoffe, die neue Mitochondrien bilden. Doch das funktioniert nur, wenn vorher die alten, geschädigten Mitochondrien abgebaut wurden. Genau hier kommt die Mitophagie ins Spiel: der gezielte Abbau defekter Mitochondrien, um Raum für neue, funktionstüchtige zu schaffen.

In meiner Erfahrung ist der Wechsel zwischen Mitophagie- und Biogenesephasen der effektivste Weg, um die mitochondriale Funktion wirklich nachhaltig zu verbessern. Man kann sich das vorstellen wie ein biologisches „Reset- und Aufbauprogramm“:


  • Mitophagie-Tage (z. B. 2–3 Tage): Reduzierte Energiezufuhr (Fastenfenster, weniger Kohlenhydrate), Kälte, leichtes Training, Polyphenole, Autophagie-fördernde Nährstoffe.

  • Biogenese-Tage (z. B. 3–4 Tage): Vollwertige Ernährung mit ausreichend Protein, Mikronährstoffe, moderate Bewegung, Licht, Photobiomodulation und Nährstoffe wie CoQ10, PQQ, NADH oder B-Vitamine.


Dieser Wechselrhythmus hat sich in der Praxis als sehr wirksam erwiesen – vor allem bei Patienten, deren Mitochondrien überlastet oder blockiert sind. Eine reine Mitophagie ohne anschließende Aufbauphase führt häufig zu Erschöpfung, während eine ausschließliche Biogenese ohne vorherige „Zellreinigung“ ineffizient bleibt. Erst das Zusammenspiel von Abbau und Regeneration bringt das System wieder in Balance.


Wege zur Förderung von Mitophagie und Biogenese

Mitophagie fördern:

  • Kurzzeitfasten (z. B. 16:8 oder 18:6), ohne zu stark zu unterzuckern

  • Kälte-Exposition (kalte Duschen, Eisbäder, Kältehandschlüsse)

  • Moderate Bewegung mit niedriger Intensität (Zone 2)

  • Polyphenole wie Resveratrol, Quercetin und EGCG

  • Ketonkörper (z. B. über exogene Ketone oder ketogene Ernährung)

  • Atmungstraining und erhöhte CO₂-Toleranz, um die Sauerstoffeffizienz zu steigern

Mitochondriale Biogenese fördern:

  • Coenzym Q10, PQQ, NADH/NMN, B-Vitamine, Magnesium

  • Photobiomodulation (810 nm) – aktiviert Komplex IV und ATP-Synthese

  • Eiweißreiche, antioxidative Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren

  • Bewegung (leicht bis moderat, täglich) – steigert die Mitochondriendichte

  • Regeneration und Schlaf – insbesondere Tiefschlafphasen aktivieren Reparaturprozesse


Meine Erfahrung aus der Praxis

Ich sehe regelmäßig, dass sich durch diesen Wechsel zwischen Mitophagie und Biogenese die Energieversorgung, mentale Leistungsfähigkeit und Stabilität der Blut-Hirn-Schranke deutlich verbessern. Nach einigen Wochen berichten viele, dass sie sich „klarer im Kopf“ fühlen, Reizempfindlichkeit abnimmt und die Erholungsfähigkeit zunimmt.


Das liegt daran, dass das Endothel erst dann wirklich regenerieren kann, wenn die Mitochondrien wieder synchron laufen – also alte, defekte Strukturen abgebaut und neue, leistungsfähige Mitochondrien gebildet wurden. Diese rhythmische Balance zwischen Zellabbau und Zellaufbau ist der Schlüssel für langfristige Heilung und Stabilität – nicht nur im Gehirn, sondern im gesamten Organismus.


Schritt 5: Mikrozirkulation und Gerinnung optimieren

Eine stabile Blut-Hirn-Schranke braucht eine gesunde Mikrozirkulation – also eine optimale Durchblutung bis in die kleinsten Kapillaren. Genau dort, an der Schnittstelle zwischen Blut und Nervengewebe, entscheidet sich, ob Sauerstoff, Glukose und Nährstoffe das Gehirn effizient erreichen – oder ob sie auf halbem Weg stecken bleiben.

Nach einer SARS-CoV-2-Infektion oder bei Long COVID ist diese Mikrozirkulation oft massiv gestört. Das zeigen inzwischen zahlreiche Studien: Viele Betroffene weisen eine Mikroangiopathie auf, also eine Entzündung und Funktionsstörung der kleinsten Gefäße. Diese Veränderungen führen zu einer verschlechterten Sauerstoffversorgung, Stoffwechselblockaden und einer erhöhten Gerinnungsneigung.


Warum Mikrozirkulation und Gerinnung so eng mit der Blut-Hirn-Schranke verknüpft sind

Das Endothel der Kapillaren bildet das Fundament der Blut-Hirn-Schranke. Wenn die Fließfähigkeit des Blutes eingeschränkt ist – etwa durch Mikrogerinnsel, zu hohe Viskosität oder endotheliale Aktivierung –, verschlechtert sich automatisch auch die Barrierefunktion.


Long-COVID-Studien zeigen, dass viele Patienten erhöhte Werte von vWF (von-Willebrand-Faktor), PAI-1 und Fibrinogen haben – alles Marker für Gerinnungsaktivierung und Endothelstress. Diese Faktoren führen zu einer Art „Mikroverstopfung“ im Kapillarsystem. Dadurch kann das Gehirn nicht mehr gleichmäßig durchblutet werden, und in bestimmten Arealen entstehen Hypoxie und oxidativer Stress.

Diese Prozesse schädigen wiederum die Tight Junctions, was die Blut-Hirn-Schranke weiter schwächt – ein klassischer Teufelskreis aus Mikrozirkulationsstörung, Inflammation und Barriereabbau.


Ziel: Fließfähigkeit verbessern, Sauerstoffversorgung steigern, Gefäßspannung regulieren

In der Praxis bedeutet das: Wir müssen das Blut wieder „in Bewegung bringen“ – und zwar auf sanfte, regulierende Weise. Ziel ist nicht eine Verdünnung im Sinne von Antikoagulation, sondern eine Verbesserung der Fließfähigkeit, Gefäßelastizität und Endothelaktivität.

Hier einige der wirkungsvollsten Hebel:


  1. Bewegung als natürlicher Stimulus

    Regelmäßige moderate Bewegung (Zone 2) erhöht den sogenannten Shear Stress – also die Scherkräfte, die auf das Endothel wirken. Diese Scherkräfte aktivieren die eNOS (endotheliale NO-Synthase), wodurch mehr Stickstoffmonoxid freigesetzt wird. NO wiederum sorgt für eine bessere Gefäßweite, geringere Gerinnungsneigung und eine verbesserte Mikrozirkulation. Besonders effektiv sind tägliches Gehen, Radfahren mit niedriger Intensität oder leichtes Schwimmen – also rhythmische Bewegungen, die die Gefäße stimulieren, ohne das System zu überlasten.


  2. Atemtraining für eine bessere Perfusion

    Atemtechniken, die die CO₂-Toleranz erhöhen (wie im ersten Schritt beschrieben), verbessern die Sauerstoffabgabe im Gewebe (Bohr-Effekt) und steigern die Durchblutung auch in kleinsten Gefäßen. Viele meiner Klienten bemerken nach regelmäßigem Training, dass die Hände und Füße wärmer werden – ein gutes Zeichen für verbesserte Mikrozirkulation.


  3. Hydrierung und Elektrolyt-Balance

    Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist entscheidend, um die Viskosität des Blutes zu senken. Ein leichter Mangel an Wasser oder Natrium führt dazu, dass das Blut „dicker“ wird und die Fließgeschwindigkeit sinkt. Besonders in tropischen oder stressreichen Phasen ist es sinnvoll, auf ausreichende Hydrierung mit Elektrolyten zu achten.


  4. Ernährung und natürliche Durchblutungsförderer

    Einige Pflanzenstoffe und Nahrungsmittel können die Mikrozirkulation gezielt unterstützen. Besonders effektiv sind:


    • Ginkgo biloba, das die Kapillardurchblutung verbessert und antioxidativ auf das Endothel wirkt.

    • Gotu Kola (Centella asiatica), das die Gefäßwand stärkt und die Kollagensynthese im Endothel fördert.

    • Omega-3-Fettsäuren, die die Fließfähigkeit des Blutes verbessern und Entzündungen reduzieren.

    • Polyphenole aus Beeren, Rotwein (alkoholfrei), Oliven und Kakao, die die Endothelfunktion stärken.


  5. Gerinnungsregulierende Enzyme und Fibrinolyse

    Bei Patienten mit erhöhter Gerinnungsneigung können natürliche Enzyme wie Nattokinase oder Lumbrokinase helfen, Fibrinreste und Mikrogerinnsel abzubauen. Diese Enzyme wirken nicht als klassische Blutverdünner, sondern regulieren die Fibrinolyse auf physiologische Weise.


  6. Kälte und Temperaturwechsel

    Wechselreize zwischen Wärme und Kälte trainieren die Gefäßelastizität. Besonders kalte Duschen oder kurze Kältebäder (30–60 Sekunden) führen zu einer natürlichen Vasokonstriktion mit anschließender Vasodilatation – ein hervorragendes Training für die Mikrozirkulation.


Meine Erfahrung aus der Praxis

Ich sehe regelmäßig, dass viele meiner Long-COVID- oder Fatigue-Klienten einen „stagnierenden Kreislauf“ haben – nicht im klassischen Sinn, sondern auf zellulärer Ebene. Die Gefäße reagieren träge, die Durchblutung ist ungleichmäßig, und das Gehirn wirkt unterversorgt.


Sobald man beginnt, die Mikrozirkulation gezielt zu aktivieren – durch Atemarbeit, Bewegung, Temperaturreize und Endothelstimulation – verändert sich das Bild oft innerhalb weniger Wochen. Die Patienten berichten über klareren Kopf, mehr Energie, weniger Schwindel und eine verbesserte Belastbarkeit.


Besonders effektiv zeigt sich die Kombination aus NO-Training (Breath Holds), täglicher Bewegung, ausreichender Flüssigkeit und pflanzlichen Durchblutungsförderern. Diese Synergie wirkt wie ein biologischer „Reset“ auf das gesamte neurovaskuläre System.


Schritt 6: Neuroinflammation senken und neuronale Regeneration aktivieren

Wenn die Blut-Hirn-Schranke durchlässig wird, öffnet sich die Tür für einen der zentralen Mechanismen von Long COVID: Neuroinflammation – eine chronische Entzündungsreaktion, die das Gehirn dauerhaft in Alarmbereitschaft hält.


Im Fokus stehen hier die Mikroglia, die Immunzellen des Gehirns. Unter normalen Bedingungen schützen sie das Nervensystem, beseitigen Zelltrümmer und halten das neuronale Milieu sauber. Wird die Blut-Hirn-Schranke jedoch undicht, werden Mikroglia permanent gereizt – durch Zytokine, Toxine oder virale Proteine – und geraten in einen dauerhaft aktivierten („geprimten“) Zustand.


Warum geschädigte Mikroglia ein Wendepunkt sind

Einmal „geprimte“ Mikroglia verändern ihr Verhalten grundlegend:Sie reagieren überempfindlich auf kleinste Reize, setzen kontinuierlich entzündungsfördernde Botenstoffe frei und verursachen oxidativen Stress und neuronale Schäden.Das wirklich Dramatische: Wenn zu viele Mikrogliazellen geschädigt sind, regenerieren sie sich nicht mehr.Das Gehirn verliert damit einen Teil seiner natürlichen Immunabwehr.

In meiner Praxis sehe ich genau diesen Punkt immer wieder – Menschen, deren Nervensystem in einem dauerhaften Entzündungsmodus feststeckt. Wenn das passiert, reichen Ruhe, Ernährung oder Supplemente allein nicht mehr aus. Dann geht es darum, das System gezielt zu „beruhigen“, bevor noch mehr Mikroglia irreversibel verloren gehen.


Der Zusammenhang mit BDNF – wenn Regeneration stecken bleibt

Ein weiterer zentraler Faktor ist BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) – der Wachstumsfaktor, der für neuronale Heilung, Synapsenneubildung und Lernfähigkeit verantwortlich ist.

Ich messe bei meinen Kunden regelmäßig BDNF und sehe dabei zwei gegensätzliche Muster:


  • Zu niedrige Werte: Das Gehirn kann sich nicht mehr reparieren. Regeneration, Gedächtnisleistung und Konzentration sind deutlich eingeschränkt.

  • Zu hohe Werte: Auf den ersten Blick scheint das positiv – doch häufig bedeutet es, dass das System verzweifelt versucht, sich zu reparieren, ohne es tatsächlich zu schaffen. Das Gehirn steckt dann in einem „stuck-in-repair“-Modus – ein permanenter Reparaturversuch, der nie abgeschlossen wird, weil der Entzündungsreiz bestehen bleibt.


Dieses Ungleichgewicht zwischen Inflammation und Regeneration erklärt, warum viele Patienten trotz aller Bemühungen stagnieren: Das System versucht zu heilen, aber die Bedingungen lassen Heilung nicht zu.


Ziel: Mikroglia beruhigen, BDNF normalisieren, Vagus aktivieren

Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, müssen Mikroglia beruhigt, BDNF reguliert und der Vagusnerv aktiviert werden – denn nur in einem parasympathischen Zustand kann Heilung stattfinden.


  1. Beruhigung der Mikroglia durch Polyphenole und Flavonoide

    Polyphenole wie Luteolin, Quercetin, Resveratrol und Rutin helfen, Mikroglia vom aggressiven M1-Zustand in den regenerativen M2-Zustand zu überführen. Diese Kombination ist eine meiner Basisempfehlungen, da sie nicht nur neuroprotektiv wirkt, sondern auch Mastzellen stabilisiert und damit die Gesamtinflammation im Gehirn senkt.


  2. Omega-3-Fettsäuren (DHA/EPA)

    Omega-3-Fettsäuren dämpfen Entzündung, unterstützen Membranstabilität und fördern die natürliche BDNF-Produktion. Insbesondere DHA wirkt direkt in neuronalen Membranen und verbessert die Signalübertragung.


  3. Gezielte Vagusaktivierung

    In meiner Arbeit kombiniere ich mehrere Methoden, um den Vagusnerv möglichst effektiv zu stimulieren. Optimal sind:


    • Vibration im Hals- oder Brustbereich (mechanische Stimulation)

    • transkutane Vagusnervstimulation (tVNS)

    • ultraschallbasierte Vagusstimulation (uVNS)

    • kombiniert mit Atemtraining (verlängertes Ausatmen, CO₂-Toleranzarbeit)


      Diese Kombination führt zu den besten Resultaten, weil sie das autonome Nervensystem über verschiedene Wege anspricht. Das Ziel ist, den Parasympathikus nachhaltig zu stärken und den „inflammatorischen Reflex“ zu reaktivieren – den körpereigenen Mechanismus zur Entzündungshemmung.


  4. Photobiomodulation und Lichttherapie

    Nahe Infrarotstrahlung (810 nm) beruhigt Mikroglia, verbessert die mitochondriale Aktivität im Gehirn und senkt die Expression von proinflammatorischen Genen. Besonders effektiv in Kombination mit Atemarbeit oder HRV-Training.


  5. BDNF über Bewegung und Rhythmus balancieren

    Regelmäßige, moderate Bewegung, Atemübungen mit leichtem Sauerstoffmangel (Hypoxie-Impulse) und ein stabiler Schlafrhythmus halten BDNF im physiologischen Bereich. Unterstützend wirken auch CurQfen (bioverfügbares Curcumin) und grüner Tee.


  6. Schlaf und glymphatische Reinigung

    Während des Tiefschlafs wird das Gehirn „gespült“ – über das glymphatische System. Nur in dieser Phase können Abfallprodukte und Entzündungsrückstände abtransportiert werden. Chronischer Schlafmangel hält dagegen den entzündlichen Zustand aufrecht.


Meine Erfahrung aus der Praxis

Ich sehe immer wieder, dass die größte Hürde nicht die akute Entzündung ist, sondern das „Hängenbleiben“ in einem neuroinflammatorischen Zustand.Wenn zu viele Mikroglia geschädigt sind oder der BDNF-Spiegel dauerhaft entgleist, verliert das Gehirn seine Selbstregulation. Das Nervensystem ist dann wie ein Motor, der ständig im Leerlauf dreht – laut, heiß, aber ohne Vortrieb.


Fazit: Die Blut-Hirn-Schranke als Schlüssel zur Heilung

Die Blut-Hirn-Schranke ist weit mehr als nur eine anatomische Barriere zwischen Blut und Nervensystem – sie ist die entscheidende Kontrollinstanz für die Gesundheit des Gehirns.Wenn sie stabil ist, bleibt das Gehirn geschützt, ruhig und klar. Wenn sie beschädigt ist, wird das Nervensystem anfällig für Entzündung, Überreizung, Energieverlust und letztlich Degeneration.


Long COVID hat in beeindruckender Weise gezeigt, wie tiefgreifend die Folgen einer gestörten Blut-Hirn-Schranke sein können.Doch unabhängig von der Ursache – sei es eine Virusinfektion, chronischer Stress, Entgiftungsstörungen oder ein instabiles Hormonsystem – gilt: Ohne eine intakte Blut-Hirn-Schranke gibt es keine nachhaltige Heilung.

Ich sehe in meiner täglichen Arbeit immer wieder, dass Menschen jahrelang an Symptomen arbeiten – an Hormonen, Ernährung, Mikronährstoffen, Darm oder Nervensystem – und trotzdem nicht wirklich vorankommen. Der Grund ist oft simpel:Solange die Blut-Hirn-Schranke durchlässig bleibt, kann das Gehirn nicht in die Regeneration gehen.Das Nervensystem bleibt in Alarmbereitschaft, Entzündung zirkuliert weiter, und die Energieproduktion stagniert.

Deshalb ist die Wiederherstellung der Blut-Hirn-Schranke kein Nebenthema, sondern eine zentrale Säule jeder erfolgreichen Therapie – egal, ob es um Long COVID, CFS, Fatigue, Angstzustände oder neurodegenerative Beschwerden geht.


Wichtig: Die Wiederherstellung der BHS erfolgt nicht im luftleeren Raum

Jede Blut-Hirn-Schranke ist so individuell wie der Mensch selbst.Ihre Regeneration hängt immer ab von der Anamnese, den zugrunde liegenden Symptomen, den hormonellen und mitochondrialen Defiziten und der Gesamtsituation des Nervensystems.


Deshalb muss sie immer in eine holistische Therapie integriert werden – mit Fokus auf Entzündungsmodulation, Mikrozirkulation, Endothelfunktion, Mitochondrien, Stressachse, Ernährung und Lebensstil. Nur im Zusammenspiel dieser Ebenen kann sich das Gehirn wirklich erholen.


Die Blut-Hirn-Schranke ist dabei der entscheidende Katalysator:Ohne ihre Wiederherstellung bleibt jede andere Intervention unvollständig. Mit ihr jedoch entsteht die Basis für echte, tiefgehende Heilung – auf neuronaler, energetischer und emotionaler Ebene.


👉 Wenn du herausfinden möchtest, wie du deine Blut-Hirn-Schranke gezielt regenerieren und dein Nervensystem nachhaltig beruhigen kannst, melde dich bei mir für ein unverbindliches Beratungsgespräch.









 
 
 

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